Chancen einer Schwangerschaft bei Künstlicher Befruchtung
Arten der künstlichen Befruchtung und Schwangerschaftschancen
Die Erfolgschancen beim ersten Zyklus einer künstlichen Befruchtung hängen von vielen Faktoren ab, wie dem Alter der Frau, der Spermienqualität und der Eizellreserve (AMH). Auch die Verfahren der extrakorporalen Befruchtung bieten unterschiedliche Schwangerschaftschancen. Bei einer IVF liegt die klinische Schwangerschaftrate beim ersten Versuch bei einem Alter der Frau zwischen 35-39 Jahren beim Transfer von einem Embryo bei 34,7%. Bei der ICSI liegt die Schwangerschaftschance beim ersten Versuch beim Transfer von einem Embryo in der gleichen Altersgruppe der Frauen bei 33,1% (vgl. DIR Jahrbuch 2024, S. 26-27).
IUI – Schwangerschaftschancen
- IUI (Intrauterine Insemination): in einem natürlichen Zyklus oder mit milder Stimulation der Eierstöcke reift eine Eizelle heran. Das aufbereitete Sperma wird zum geeigneten Zeitpunkt (Eisprung) in die Gebärmutter eingebracht, so dass ein Spermium die Eizelle befruchten kann.
- Die Schwangerschaftschancen liegen beim ersten Mal bei einer IUI-Behandlung (natürliche Befruchtung durch intrauterine Insemination) bei 10,9 % (vgl. DERI Deutsches Inseminationsregister 2024).
- Dieses Verfahren wird z. B. dann angewendet, wenn die Samenqualität nur leicht eingeschränkt ist, Geschlechtsverkehr nicht möglich ist (Vaginismus) oder das Immunsystem zu aktiv ist (immunologische Sterilität).
IVF – Schwangerschaftschancen
- IVF (In-vitro-Fertilisation): Eizelle und Samen werden in einer Kulturschale zusammengebracht und befruchten sich weitgehend selbstständig.
- Die Schwangerschaftschancen liegen beim ersten Mal bei einer IVF-Behandlung (natürliche Befruchtung im Glas) bei einer 30-34 jährigen Frau bei 40,6% (vgl. DIR Jahrbuch 2024, s. 26) und Transfer von einem Embryo.
- Dieses Verfahren wird z. B. dann angewendet, wenn z.B. die Eileiter verschlossen sind oder funktionslos sind wie bei Endometriose aber die Spermienqualität ausreichend gut ist, so dass man davon ausgehen kann, dass die Spermien die Eizelle im Glas befruchten können.
ICSI – Schwangerschaftschancen
- ICSI (Intrazytoplasmatische Spermieninjektion): Bei einer Intracytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) wird eine Samenzelle gezielt ausgewählt und mittels Mikroinjektion in die Eizelle injiziert.
- Die Schwangerschaftschancen liegen beim ersten Mal bei einer ICSI-Behandlung (künstliche Befruchtung durch Spermieninjektion) bei 39,5 % bei einer Frau im Alter von 30-34 Jahren (vgl. DIR Jahrebuch 2024, S. 27) und Transfer von einem Embryo.
- Diese Methode findet dann Anwendung, wenn die Samenqualität eingeschränkt ist (Oligoasthenoteratozoospermie z.B.).
Die Verfahren IVF und ICSI beginnen beide mit einer hormonellen Stimulation der Eierstöcke über ca. 10 Tage, so dass am Eierstock mehrere Eizellen in Eibläschen (Follikeln) heranreifen. Anschließend werden die Eizellen in einer kurzen Vollnarkose entnommen (über die Scheide mit einer feinen Nadel mittels Ultraschallkontrolle abgesaugt) und im Labor befruchtet.
Die befruchteten Eizellen entwickeln sich im Brutschrank (z.B: Embryoscope, time-lapse-system) zu Embryonen bis Tag 5 weiter, bevor sie in die Gebärmutter eingesetzt werden (Embryotransfer). Befruchtete Eizellen und ggf. Embryonen, die entstanden sind, aber nicht eingesetzt wurden, können eingefroren werden (Kryokonservierung) und bei Bedarf aufgetaut und nach dem Eisprung eingesetzt werden (Kryo-Embryotransfer).
Der Faktor Alter der Frau bei der künstlichen Befruchtung
Mit zunehmendem Alter nimmt bei Frauen nicht nur die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft auf natürlichem Wege ab. Auch die Erfolgschancen einer künstlichen Befruchtung sinken.
- Die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft beim ersten Mal eines Embryotransfers (Transfer von einem Embryo) bei Frauen unter 30 Jahren liegt bei 46,3% (vgl. DIR 2024 Jahrbuch, S. 26).
- Bei Frauen ab 40 Jahren liegt die Wahrscheinlichkeit eines Schwangerschaftseintrittes beim 1. IVF Versuch bei nur noch bei 31 % (vgl. DIR Jahrbuch, S. 26) und nimmt mit jedem Lebensjahr weiter ab. Mit zunehmendem mütterlichem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt, so dass die tatsächliche Geburtenrate (14,5%) niedriger sind (Quelle: D·I·R 2024 Jahrbuch, S. 26).
Der Faktor Spermienqualität bei der künstlichen Befruchtung
Vor der Therapieplanung wird ein Spermiogramm bei uns im Haus erstellt. Unsere Biologen beurteilen die Qualität Ihres Spermas. Das ist fundamental wichtig, da sich auch nach dieser Beurteilung die Therapie ableitet. Ist das Sperma nicht eingeschränkt (Normozoospermie), können wir den Verkehr zum optimalen Zeitpunkt oder eine IVF planen. Ist das Sperma leicht eingeschränkt (milde Teratozoospermie, milde Asthenozoospermie oder leichte Oligozoospermie) können wir Ihnen – wenn die Eileiter Ihrer Partnerin funktionsfähig sind – eine homologe intrauterine Insemination anbieten. Wenn jedoch das Sperma stärker eingeschränkt ist (Oligoasthenoteratozoospermie), ist eine ICSI notwendig, um die Eizellen befruchten zu können. Dann werden die Eizellen abgesaugt und außerhalb der Körpers (in vitro = im Glas) mit dem Sperma befruchet, indem pro Eizelle eine Samenzellen injiziert wird. Das heißt, dass auch wenn das Sperma sehr stark eingeschränkt ist (Kryptozoospermie) oder das Sperma auch dem Hoden gewonnen werden muss mittels einer Operation (TESE, Testikuläre Spermieninjektion), können die Eizellen befruchtet werden. Wenn kein Sperma gewonnen werden kann (Azoospermie) besteht die Möglichkeit der Spendersamentherapie (donogene IUI oder IVF). Wie sie die Qualität ihrer Spermien verbessern können erklärt Ihnen Frau Dr. med. Julia Ittstein in diesem kurzen Video zur Spermienqualität.
Was passiert, wenn es beim ersten Mal nicht geklappt hat?
Ist die Behandlung beim ersten Mal nicht erfolgreich verlaufen, so kann man eine künstliche Befruchtung wiederholen.
Falls beim ersten Versuch Eizellen oder Embryonen eingefroren werden konnten, können diese beim zweiten Mal verwendet werden. Alternativ wird eine erneute Stimulationstherapie durchgeführt.
In aller Regel machen wir zwischen zwei Stimulationszyklen einen Zyklus Pause, damit die Eierstöcke Zeit haben, sich erholen zu können. Die kumulativen Schwangerschaftsraten steigen beim zweiten Mal auf etwa 60%, nach drei Versuchen auf etwa 78% (altersabhängig).
Kann man die Chancen durch Einsetzen mehrerer Embryonen erhöhen?
Wir wissen inzwischen, dass die Schwangerschafts- und Geburtenraten durch das Einsetzen von zwei Embryonen leicht erhöht werden. Die Geburtenrate steigt von 27,5% auf 28,4%, Die Wahrscheinlichkeit von Mehrlingen (Zwillingen) erhöht sich jedoch von 1,4% auf 27,6% (vg. DIR 2024 Jahrbuch, S. 30). Daher raten wir immer zum Transfer von nur einem Embryo, da eine Mehrlingsschwangerschaft sowohl für die Mutter als auch für die Kinder eine Risikoschwangerschaft ist.
Mehrlingsschwangerschaften bergen sowohl für die Kinder als auch die Mütter ein deutlich erhöhtes Risiko für geburtshilfliche Komplikationen und langfristige Gesundheitsprobleme (z. B. Frühgeburt, Fehlgeburt). Daher empfehlen wir in der Regel das Einsetzen eines Embryos.
Vergleich: Chancen einer Schwangerschaft ohne künstliche Befruchtung
In einem natürlichen Zyklus eines jungen, gesunden Paares liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft bei ca. 20-25% bei Verkehr zum optimalen Zeitpunkt.
Mit zunehmendem Alter der Frau nimmt die Wahrscheinlichkeit einer natürlichen Schwangerschaft jedoch ab: mit 40 Jahren liegt sie bei ca. 5-10% pro Zyklus und über 40 bei lediglich 1-2%.
Bei zunehmend älter werdenden Eltern zum Zeitpunkt des ersten Kindes und im Allgemeinen schlechter werdender Spermienqualität gewinnt die medizinische Unterstützung (z.B. die intrauterine Insemination oder die künstliche Befruchtung) immer mehr an Bedeutung.
Künstliche Befruchtung in unserer Kinderwunschpraxis
In einem ersten Gespräch lernen wir uns kennen, nehmen Ihre Anamnesen auf und überlegen anhand der erhobenen Befunde, welche Therapie am ehesten für Sie in Frage kommt.
Während der Therapie behandeln wir Sie medizinisch auf höchstem Niveau nach den aktuellen Leitlinien und Empfehlungen. Gleichermaßen ist es uns ein Anliegen, Sie auch emotional zu begleiten.
Aufgrund unserer langjährigen Erfahrung auf dem Gebiet der Kinderwunschtherapie wissen wir, dass es mitunter sehr viel Geduld bedarf, bis eine erfolgreiche Schwangerschaft endlich eintritt. Es kann für Sie persönlich und als Paar eine nervenaufreibende und anstrengende Zeit mit vielen Höhen und Tiefen sein.
Unser Ziel ist, dass Sie sich emotional gut aufgehoben und medizinisch informiert fühlen – von der ersten Beratung bis zur Schwangerschaft. Wir sind während dieser Phase dabei stets an Ihrer Seite und professionell und empathisch für Sie da! Vertrauen und Transparenz stehen dabei für uns an erster Stelle
Reproduktionsmedizin
in Bonn. –
Jeder Kinderwunsch ist einzigartig – und so auch der Weg dorthin. In unserer Kinderwunschpraxis schauen wir uns eure Situation ganz individuell an und entwickeln gemeinsam den passenden Behandlungsplan. Dabei stehen uns verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung: von unterstützenden Basistherapien bis hin zu modernen Methoden wie Insemination, IVF oder ICSI. Auf unserer Übersichtsseite erfahrt ihr mehr über die einzelnen Behandlungsschritte und wie wir euch auf eurem Weg begleiten können.